Gas geben für die Energiewende
Beim Wehr des Kraftwerks Reichenau befindet sich ein umzäunter Perimeter. Hohe Blitzfangstangen säumen das Gelände, und auch der schlanke Gasspeicher weist auf eine neuartige Anlage hin. Zwischen zwei Schiffscontainern stehend, deutet Jan Hubert, Geschäftsführer der Schönholzer AG, auf ein leeres Fundament und sagt: «Hier wird schon bald das Herzstück der Anlage aufgestellt, der Elektrolyseur. Sobald dieser verkabelt ist, kann die Inbetriebnahme starten.» In den letzten Monaten hat die Schönholzer AG umfangreiche Arbeiten ausgeführt. Neben der Ausführung sämtlicher Niederspannungs-Verkabelungen, etwa für Beleuchtung und Sicherheit, übernahm sie auch die Koordination verschiedener Zulieferer und die Verknüpfung verschiedener Gewerke.
Flexibler Partner
«Unser Mandat ist Stück für Stück gewachsen. Begonnen hat es relativ harmlos, nämlich mit einer Kabelliste», erinnert sich Damian Welter, zuständiger Projektleiter bei der Schönholzer AG. Aufgrund dieser Liste bat Stéphane Künzi, Verantwortlicher bei der Axpo Holding AG, um eine Offerte. «Bei uns tauchten aber relativ viele Fragen auf. Bei einer solchen Anlage müssen zum Beispiel alle exponierten Kabel jahrelang der UV-Strahlung standhalten können. Solche Punkte muss man gründlich abklären, damit die Anlage sicher und zuverlässig läuft und nicht auf einmal einen Defekt oder Stillstand erleidet», berichtet Damian Welter. Deshalb erarbeitete er zusammen mit Jan Hubert eine sehr detaillierte Offerte, die auch gleich den Zuschlag erhielt.
Zu diesem ersten Auftrag gesellten sich schon bald weitere. «Inzwischen haben wir praktisch alle Anlagekomponenten, die nicht fixfertig angeliefert wurden, verkabelt und installiert. Auch das Konfektionieren der Leitungen gehörte dazu», berichtet Damian Welter. Insbesondere das Erkennen, Definieren und Umsetzen der elektrischen oder elektronischen Schnittstellen sei eine spannende Aufgabe.
Einzelne Wünsche seitens Axpo überstiegen das normale Tätigkeitsgebiet der Schönholzer AG. Doch dank guter Kontakte zur Burkhalter Technics AG in Zürich konnten auch diese Aufgaben gelöst werden. Sehr zur Zufriedenheit der Kundin: «Bei einem Pilotprojekt braucht es viel ‹Detailbüez›, um vom Engineering zur konkreten Lösung zu kommen», sagt Stéphane Künzi. «Die Schönholzer AG hat hier sensationelle Arbeit geleistet, weil sie immer unsere offenen Fragen aufgegriffen und mit lokalen Partnern umgesetzt hat.»
«Die Schönholzer AG hat hier sensationelle Arbeit geleistet, weil sie immer unsere offenen Fragen aufgegriffen und mit lokalen Partnern umgesetzt hat.»
Perfekte Integration
Diese Umsetzung übernimmt vor allem Elektroinstallateur Martin Berni. Er ist seit 35 Jahren bei der Schönholzer AG tätig und hat seine enorme Erfahrung in das Projekt eingebracht. «Ohne Martin hätten wir diese grosse Bandbreite von Arbeiten nicht so schnell hingekriegt», sagt Jan Hubert. So kümmerte sich Martin Berni etwa um die Verknüpfung der Torantriebe mit der Zutrittskontrolle und den Badge-Lesern.
Auch für die Verkabelung des leistungsstarken Kompressors und der Vorbereitung aller Anschlüsse für den Elektrolyseur waren viele Dutzend Stunden Arbeit nötig.
Der Elektrolyseur, der in einigen Wochen auf der Baustelle eintreffen wird, ist der letzte Puzzlestein zur fertigen Anlage. Er besteht aus verschiedenen Wassertanks, in den Gleichstrom geleitet wird. Das Wasser (H2O) wird durch den Prozess der Elektrolyse in Sauerstoff (O2) und Wasserstoff (H2) aufgespaltet. «Wir produzieren hochreinen Wasserstoff der Qualität 5.0», berichtet Künzi. Dieser ist – im Gegensatz zum berüchtigten Knallgas, das viele aus dem Chemieunterricht in der Schule kennen – nicht explosionsfähig und kann deshalb auch sicher gespeichert und transportiert werden.
Wachsende Kapazität
Die Inbetriebnahme der neuen Anlage ist für Ende Jahr geplant. Pro Jahr soll sie bis zu 350 Tonnen hochreinen Wasserstoff produzieren. Die Axpo hat bereits erste Lieferverträge abgeschlossen und steht in Verhandlungen mit weiteren Abnehmern. Als Kunden kommen beispielsweise die Betreiber von Wasserstoff- Lastwagen in Frage, aber auch Betriebe der chemischen Industrie. Axpo arbeitet parallel an weiteren Elektrolyse-Projekten. Bei der Schönholzer AG wäre man bereit für Folgeaufträge. «Wir haben uns sozusagen on-the-job weitergebildet und eine Menge über Elektrolyseanlagen gelernt. Die Umsetzung weiterer Projekte unterstützen wir sehr gern», sagt Jan Hubert.

